Wir alle kennen die Situation: Wie aus dem Nichts verwandelt sich das kleine Zweieinhalbjährige, welches gerade noch handzahm war, in ein wütendes und tobend-zorniges Schreidrachenwesen und man kommt einfach nicht mehr zu ihm oder ihr durch, um zu beruhigen. Die Klassiker, also das schreiend-zeternd zu Boden werfen im Supermarkt oder das Einläuten des Weltuntergangs, weil die Mütze morgens beim Anziehen nicht die „richtige“ Farbe oder Passform hat, sind uns allen natürlich auch all zu gut bekannt. Ich nehme an, dass bei euch nun auch eine Vielzahl an Kopffilmen abläuft, die euch durch die letzten Wutausbrüche eures Nachwuchses noch immer den Schweiss auf die Stirn treiben. Nerven behalten, Ruhe bewahren. Manchmal gar nicht so einfach. Stimmt’s?
Allen Erwachsenen, die sich mit ruhig bleiben in solchen Situationen, oder aber auch mit einem kindgerechten Umgang mit Wut schwer tun, möchte ich heute ein überaus interessantes Buch empfehlen, welches hervorragend zeigt, wie man mit minimalem Aufwand und kleinen Tricks den Wutanfällen gut Herr werden kann.
Weg mit der Wut! 101 Spiele zur Konflikt- und Gefühlsbewältigung von Petra Bartoli y Eckert und Ellen Tsalos-Fürter ist bereits 2011 (2017 im Nachdruck) beim Verlag an der Ruhr erschienen, und eignet sich für die Gefühlsbewältigungsarbeit mit Kindern zwischen 3 und 6 Jahren.
Der große Vorteil dieses Buches ist die allumfassende Klarheit und Struktur, die beide Autorinnen für den Inhalt gewählt haben. Sehr leserfreundlich wird der Inhalt in drei große Gruppen unterteilt, die jeweils auch in sich sehr übersichtlich strukturiert sind. Dadurch gestaltet sich das Arbeiten mit diesem Werk nicht nur für Erzieher, sondern auch für Eltern, die ihrem Nachwuchs beim Kennenlernen und Lenken dieses starken Gefühls eine Stütze sein wollen, sehr angenehm:
1. Wut erkennen und zeigen
Es ist unglaublich wichtig für Erwachsene, sich wiederholt zu vergegenwärtigen, daß Kleinkinder von Gefühlen übermannt werden, die sie noch nicht begreifen, geschweige denn benennen oder kontrollieren können. Von der großen Anzahl der beschriebenen Spiele stechen für mich drei besonders empfehlenswerte heraus: Wutmaske, Donnerwetter und Wutkärtchen.
2. Wut angemessen ausdrücken
Wenn man mit Kleinkindern arbeitet, werden einige Tricks wie das Kissenboxen zwar bekannt sein, aber Wuttauziehen und vor allem Zeitungsflechten würde ich als Abwechslung empfehlen. Beide funktionieren prima!
3. Wut abbauen
Auch in diesem Abschnitt finden sich hervorragende Anregungen, allem voran solltet ihr hier mal Wut-Zwerge einfangen und Wuthöhle ausprobieren. Beide Spiele sind sehr wirkungsvoll!
In den drei Kapiteln wird den Kindern spielerisch effektiv vermittelt, dass es okay ist wütend zu sein, und Wut nicht unterdrückt werden muss. Sie lernen, Wut von anderen Gefühlen wie z. B. Angst zu unterscheiden, wie man dieses starke Gefühl kontrollieren kann, und vor allem aber auch gewaltfrei und zeitnah wieder loswird.
Viele der Wut-weg-Tricks eignen sich uneingeschränkt für den Hausgebrauch, da sie schon mit nur einem Kind spielbar sind, wobei es jedoch auch zahlreiche Vorschläge für Kleingruppen (ab 2, 4, oder 6 Kindern) im Kindergarten gibt. Die detaillierten Anleitungen und weiterführenden Tipps sowie Varianten der Spiele bieten viel Flexibilität und machen Lust auf mehr.
Am Ende des Buches findet sich eine Liste mit Medientipps und weiterführenden Internetadressen (Stand 2011) für alle, die noch tiefer in die Thematik einsteigen möchten. Das ansprechende Titelbildmotiv sowie die Illustrationen wurden von Petra Lefin gestaltet.
Ich wünsche euch allen einen guten, sonnigen Start in die Woche, und hoffe, dass ihr bei der nächsten Begegnung mit dem Wüterich eures Kindes eine starke Stütze für euren Nachwuchs sein könnt.
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